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DI Markus Mitteregger, MBA

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ÖL- knappe Ressource?



Herr Mitteregger, wie sind Sie auf die Idee gekommen Erdölwesen an der Montanuniversität in Leoben zu studieren?

Zum einen war die Grundidee Maschinenbau zu studieren, und wenn man wie ich aus einer Gegend kommt, wo es tatsächlich Ölvorkommen gibt, war es für mich naheliegend dies mit Erdölwesen zu kombinieren. Ich habe meine Entscheidung nie bereut, auch wenn einem klar ist, dass man mit einem rein technischen Studium nie das ganze Spektrum erfasst, auch wenn Ingenieure das gerne glauben. Insofern war es ein „Augenöffner“ ein MBA zu machen und festzustellen, es gibt neben der exakten Ingenieurswissenschaft auch noch ganz andere Wissenschaften wie z.B. die Einschätzung von Märkten und deren Entwicklung in der Zukunft, was ich beim MBA-Studium unter anderem gelernt habe. Den Nutzen der Kombination von MBA und Montanuniversität würde ich als extrem hoch beurteilen.

Nun sind sie schon seit über 20 Jahren bei der RAG beschäftigt; haben als Projektleiter bei Bohrungen begonnen, sind dann 2003 in den Vorstand berufen worden und seit 2008 Vorstandssprecher und Generaldirektor. Würden Sie sagen, dass diese Karriere unter anderem auch durch das MBA-Studium möglich wurde?

Ja, in jedem Fall. Als ich ins Unternehmen gekommen bin, war die RAG ein rein technisch orientiertes Unternehmen, das sich im Laufe der Zeit auch in Richtung Markt - sprich Kommerzialisierung - wandeln musste. Dies war meine Aufgabe in den letzten 15 Jahren und daraus ist schließlich eine Vorstandsfunktion entstanden. In der Zeit ist es uns gelungen das Unternehmen von einem Öl- und Gasunternehmen weiter zu einem Gasspeicherunternehmen zu entwickeln. Mittlerweile sind wir das fünftgrößte Unternehmen im Bereich der Gasspeicherung in Europa. Die erfolgreiche Kommerzialisierung wäre ohne das Verständnis für Märkte und wirtschaftliche Zusammenhänge so vermutlich nicht möglich gewesen.

Ist das Auffinden von Erdöl und Erdgas eine exakte Wissenschaft oder müssen Sie mit Wahrscheinlichkeiten operieren?

Es ist eine Wissenschaft, die mit Wahrscheinlichkeiten operiert. Die Fundwahrscheinlichkeit beträgt nur zehn bis 40%. Um heute noch einen bedeutenden Gas- bzw. Erdölfund zu erzielen, benötigt man mindestens zehn Bohrungen.

Und trotzdem rechnet sich der Aufwand wirtschaftlich. Aufgrund der hohen Erdölpreise?

Dieser Umstand ist natürlich ein Preistreiber. Wir sehen, dass wir auch in Österreich einen Preis von US$ 80,- bis 100,- brauchen um die Explorations-, Entwicklungs- und Produktionskosten hereinzubekommen. Aber mehr als 50% des Rohölpreises geht an den Staat. Weltweit geht das sogenannte „easy oil“ - also Öl, das leicht gefunden und gefördert werden kann, zu Ende und es bedarf enormer Investitionen, um die Fördermengen aufrecht zu erhalten. Der Preis, den wir heute auf den Märkten sehen, spiegelt die Kosten für dieses inkrementelle Öl wieder. Das oft fälschlich verwendete Argument, dass Saudi Arabien um US$ 1,- bis 5,- das Öl fördert, betrifft ausschließlich die sogenannten „Lifting Kosten“, also die Kosten für den Betrieb der Pumpen, wenn das Öl bereits gefunden wurde. Die wesentlich höheren Kosten verursacht aber das Auffinden und Entwickeln von Erdöl- und Erdgaslagerstätten und damit steigen die Investitionen weltweit.
Die Erdölindustrie ist die mit Abstand größte Industrie der Welt, was gleichzeitig die große Abhängigkeit von diesem Rohstoff widerspiegelt. Nur rund 10% des Erdöls werden als Rohstoff für die Petrochemie benötigt, die restlichen 90% dienen zur Energieversorgung. Der größte Bedarfszuwachs kommt aus jenen Ländern, die bisher noch keinen oder wenig Erdöl und Erdgas verbraucht hatten, also aus den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern. Wobei hier die Mobilität einen wesentlichen Faktor darstellt.
Ich finde es vermessen, dass wir von diesen Ländern einen großen Beitrag zur CO2- und Energieeinsparung erwarten, ohne dass wir – die entwickelten Industriestaaten - jedoch einen nennenswerten Beitrag dazu leisten wollen.

Warum liegt der Preis für europäisches Rohöl (Brent) um ca. 20% über dem für amerikanischen (WTI)?

WTI ist ein in Cushing gehandeltes Produkt, das vor allem im US-Inlandsmarkt produziert wird. Aufgrund von noch fehlenden Pipelines findet dieses gerade in letzter Zeit v.a. durch die Shale-Oil-Technologie zusätzlich produzierte Öl nicht ausreichend auf den Exportmarkt. Diese Tatsache drückt den Preis sowohl bei Erdöl als auch bei Shale-Gas in den USA. Erst kürzlich wurde von Präsident Obama der Bau einer großen Pipeline abgelehnt, um die Preise am Heimmarkt niedrig zu halten. Damit hat die amerikanische Volkswirtschaft einen riesen Wettbewerbsvorteil gegenüber Europa.

Zu welchem Prozentsatz kann der Jahresbedarf an Erdöl und Erdgas in Österreich durch die RAG abgedeckt werden?

Wir decken rund 1% des gesamten österreichischen Jahresbedarfs ab. Das entspricht etwa jeden hundertsten Liter an der Tankstelle. Das klingt nicht hoch, entspricht zusammen mit unserer Gasproduktion immerhin rund 0,1% des Bruttoinlandsprodukts. Rechnet man die Aktivitäten der Gasspeicherung dazu, dann ist der Beitrag der RAG zum BIP 0,2%. Der volkswirtschaftliche Nutzen einer heimischen Erdöl-und Erdgasproduktion ist also nicht zu unterschätzen.

Kann man heute schon abschätzen wie viele Öl- und Gasreserven in Österreich noch vorrätig sind?

Öl, ca. bis 40-50 Jahre. Obwohl jedes Jahr ungefähr gleich viel Öl gefunden wird als wir pro Jahr verbrauchen. Man darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass in Österreich nur ein Drittel der Vorkommen – welche a priori dem Staat gehören - auch gefördert wird. Um die Produktion (ökonomisch sinnvoll) zu erhöhen, bedarf es neuer Technologien und höherer Preise am Markt. So gesehen wird Erdöl noch lange vorhanden sein! Es bedarf aber auch entsprechender Preis- und volkswirtschaftlicher Signale (siehe Förderzins) es auch zu fördern.

Seit einigen Jahren haben Sie auch Explorationskooperationen im Ausland. Wie schwierig ist es eigentlich bei diesem wichtigen Rohstoff solche Lizenzen zu bekommen?

Das ist sehr schwierig. Öl und Gas wird zunehmend zu einem nationalen Gut. Den Staaten wird bewusst, wie wichtig ihre eigenen Rohstoffreserven für ihre Volkswirtschaft sind. Wenn man schließlich einmal eine Lizenz bekommt, sind die Verträge oft so konstruiert, dass man teilweise zum Dienstleister wird und das bringt ein anderes Geschäftsmodell. Das Öl und die damit verbundene Preiswertschöpfung bleiben im Land.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen bzw. was erwarten Ihre Aktionäre von Ihnen?

Ziel ist es über die Jahre ein möglichst stabiles Ergebnis in einem extrem volatilen Umfeld zu erzielen. In den letzten Jahren konnten wir mit dem Geschäftsmodell der Gasspeicherung ein sehr stabiles und zukunftsträchtiges Geschäftsfeld zu unserem wichtigsten Standbein entwickeln. Mit unserem langjährigen Know-how können wir die reibungslose Versorgung unserer Kunden sicherstellen. Wir bekommen im Gegenzug langfristige Verträge, die unsere Investitionen absichern. Dieser Geschäftszweig erwirtschaftet bereits 70% unserer Erträge.

Und die Zukunft der RAG?

Einerseits ist es geplant die Energiespeicherung weiter auszubauen. Um nicht auf das klassische Erdgas beschränkt zu sein, forschen wir an der Entwicklung von Gas aus Wind und Sonne. Zum Beispiel bringt Audi nächstes Jahr einen mit Gas betriebenen A3 auf den Markt und dieses Gas wird mit Wind hergestellt. Damit wird die Energiespeicherung in Batterien umgangen.

Andererseits wollen wir unsere Öl- und Gasexplorationsgeschäfts als Kerngeschäft weiter vorantreiben.

Ein weiteres zukunftsträchtiges Geschäftsfeld ist die Geothermie. Wir finden zwar immer weniger Öl und Gas in Österreich (zu vertretbaren Kosten), was wir aber immer finden ist Wärme. Ein kürzlich umgesetztes Projekt ist die Nutzung der Gesteinswärme einer 3.000 m tiefen Bohrung - mit einer Temperatur von über 100 C°. Damit können wir mittlerweile zusammen mit einer lokalen Biomasseanlage ein ganzes Dorf beheizen.

Der große Vorteil der Geothermie liegt in ihrer Witterungsunabhängigkeit, den fehlenden Emissionen und der Kosteneffizienz: Einmal erschlossen entstehen kaum weitere Produktionskosten.

Damit hat die Öl- und Gasexploration nicht nur die Energiespeicherung im großen Stil zur nachhaltigen Nutzung gebracht, sondern könnte auch einen dauerhaften Beitrag durch Erdwärme liefern.

September 2012

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